Nationalpark Coiba und wie Delfine Leben retten – September 2015
Ganz in der Nähe von Santa Catalina liegt der maritime Nationalpark Coiba, welcher als Weltnaturerbe bei der UNESCO nahezu auf Augenhöhe mit den viel bekannteren Galapagos-Inseln rangiert. Eigentlich möchte ich ja rein touristische Aktivitäten während meiner drei Monate in Panama weitgehend vermeiden. Dieses Abenteuer und die Aussicht, Delfine zu sehen, lasse ich mir allerdings nicht entgehen.
Ludo, der Hotelmanager des Hibiscusgarden, arrangiert für mich und ein mittlerweile eingetroffenes französisches Pärchen eine Tagestour zur Insel Coiba über einen lokalen Tour-Anbieter. So fahren wir ca. 20 Minuten runter nach Santa Catalina, dem Ausgangspunkt der Tour. Kosten: 70 Dollar inkl. einer Mahlzeit.
Die Fahrt mit dem Schnellboot dauert ca. eine Stunde und alle zehn Insassen des Bootes kommen ziemlich durchgeschüttelt zunächst auf einer der kleineren Inseln an. Der kleine, palmenbewachsene schneeweiße Sandstrand sowie das kristallklare Wasser rund um dieses kleine Riff lassen bei mir so richtig Tropen-Feeling aufkommen.
Nach etwa einer Stunde Schwimmen und Schnorcheln finden wir uns alle wieder am Boot ein und tauschen unsere Beobachtungen aus. Jeder hat etwas zu berichten von Haien, Schildkröten, Papageienfischen und allem möglichen Getier. Ich erwähne eher beiläufig, dass ich zwei große Rochen nahe an mir vorbeischweben sah.
Plötzlich herrscht Stille.
Unsere beiden Bootsführer fragen noch einmal nach, und auch die anderen kommen offenbar aus dem Staunen nicht mehr heraus. Da habe ich wohl einen seltenen Glücksfall erlebt.
Weiter geht es ein paar Minuten lang hinüber zur Hauptinsel Coiba, einer ehemaligen Gefängnisinsel mit dunkler Vergangenheit, aber praktisch unberührter Natur. Auf dem Weg dorthin taucht unvermittelt an der Steuerbordseite unseres Bootes ein Wal auf. Ein richtiger, mittelgroßer Wal. Nun dachte ich ja erst, dass unsere Walbeobachtung schon mit dem Betrachten einiger weiblicher Mitfahrerinnen an Bord abgeschlossen sei. Doch unser Boot verlangsamt seine Fahrt, der Wal begleitet uns noch ein paar Minuten und verschwindet dann in den Weiten des Ozeans.
Auf der Hauptinsel selber landen wir zunächst an der Rangerstation der staatlichen Umwelt- und Naturschutzbehörde ANAM. Wir entrichten dort unseren Eintritt für den Nationalpark, welcher auch sämtliche kleineren Inseln und das umliegende Seegebiet umfasst, und tragen uns in die Besucherliste ein.
Nach einem kleinen Mahl (Nudelsalat) hoffe ich nun auf einen ausgiebigen Rundgang auf der Insel. Doch leider können wir nur die unmittelbare Umgebung der Rangerstation erkunden und so halten wir uns auch kaum eine Stunde auf der Insel auf. Das hätte ich mir an dieser Stelle anders gewünscht.
Baden mit Delfinen
Wir machen noch einen kurzen Bade- und Schnorchelstopp auf einer anderen kleinen Insel. Dann treten wir nach einem erlebnisreichen Tag die etwa einstündige Rückfahrt an. Unser Bootsführer spendiert jedem ein leckeres, eiskaltes Balboa-Bier, welches wir genüsslich unsere durstigen Kehlen herunterspülen.
Ein Bier wie jedes andere sollte man meinen, doch diesmal war es anders…
Schon nach etwa zehn Minuten macht sich das Bier bei mir bemerkbar. Nein, nicht im Kopf und auch nicht im Magen, sondern dort, wo es für gewöhnlich wieder seinen Weg nach draußen sucht. Jetzt liegen aber noch etwas mehr als vierzig Minuten Fahrt vor uns und der Druck wird immer größer. Ja, was machste da ?
Den Bootsführer bitten anzuhalten und vor aller Augen über die Bordwand pinkeln ? Oder gar mitten auf dem Ozean ins Wasser springen ? Meine Lage wird mit zunehmender Fahrt immer verzweifelter. Die nasse Badehose am Leib trägt auch nicht gerade zur Entspannung bei. Ich sitze ganz vorne im Boot, drehe mich immer wieder zu den anderen Mitreisenden um und sehe dabei ausnahmslos in entspannte, glückliche Gesichter.
Niemand, aber auch absolut niemand scheint ein ähnliches Problem zu haben wie ich. Ich kneife die Beine zusammen, rutsche auf dem Sitz hin und her und traue mich einfach nicht, dem Bootsführer einen entsprechenden Hinweis zu geben. Ich kann mich nicht einmal mehr an den zahlreichen Delfinen erfreuen, welche inzwischen unser Boot begleiten.
Moment… Delfine ? Heißt es nicht, dass Delfine Menschen therapieren können oder ihnen sogar schon oft das Leben gerettet haben ? Jedenfalls verlangsamt unser Boot seine Fahrt, und alle betrachten diese wunderschönen und klugen Tiere wie sie durchs Wasser gleiten. Ich dagegen halte es nicht mehr aus, gebe dem Bootsführer einen Wink und er bringt das Boot vollends zum Stillstand.
Ich springe über Bord, mitten auf dem Pazifik, umringt von Delfinen, und … spüre ein Gefühl der Erleichterung. Zu meiner Überraschung nutzen dann auch zwei andere Mitreisende diese einmalige Gelegenheit. Alle Augen und Kameras sind auf uns gerichtet. Oder vielleicht auch auf die Delfine. Aber unter Wasser ist mir das egal.
Wir hieven uns wieder mühselig die Bordwand hinauf und setzen dann unsere Fahrt zurück nach Santa Catalina unbehelligt fort. Danke, liebe Delfine ! Ohne euch würde ich diese Zeilen wohl nicht mehr schreiben können…
Jeder, der Panama besucht, sollte sich unbedingt mal in diese Gegend im Südwesten der Provinz Veraguas begeben. Aufgrund der großen Hitze und der nicht so besonders schönen Badestrände ist jedoch diese Gegend für mich als Dauerwohnsitz leider nicht geeignet.
Nach so viel Abenteuer nehme ich nach insgesamt vier Tagen wieder Abschied. Leider habe ich die ganze Zeit hier kein einziges Foto geschossen. Ich war wohl etwas bequem, und meine Kamera hatte ich nach Coiba einfach vergessen mitzunehmen.