Angenehme Ruhe oder gespenstische Stille ?
Eine Woche mit totaler Ausgangssperre und häuslicher Quarantäne ist nun vergangen. Bleiben jetzt „nur“ noch drei ! Nach heutigem Stand. Es ist ruhig geworden in Panama. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich es als angenehme Ruhe oder als gespenstische Stille empfinde. Jeder darf sein Haus täglich nur für zwei Stunden nach einem vorgegebenen Zeitplan verlassen, geregelt nach Ausweis- oder Passnummer, und nur zum Einkaufen oder um wichtige Besorgungen zu machen. Nicht zum Spazierengehen oder Freunde besuchen. Rentner dürfen unabhängig von ihrer Ausweisnummer zwischen 11 und 13 Uhr los. Ab 1. April kommt noch eine weitere Einschränkung dazu: montags, mittwochs und freitags dürfen nur Frauen losziehen, dienstags, donnerstags und samstags nur Männer. Sonntags darf niemand mehr raus.
Quarantäne
Wie wohl jedem anderen Menschen auch macht mir diese erzwungene Quarantäne schon ein bisschen zu schaffen. Ich bin zwar auch in normalen Zeiten mal einige Tage am Stück zu Hause. Aber da weiß ich, die Welt da draußen dreht sich, und wann immer ich will, drehe ich mich mit. Das geht aber im Moment nicht. Keine Möglichkeit Freunde zu besuchen, neue Leute kennenzulernen, an den Strand zu fahren oder irgendwo mal ein Bier trinken zu gehen. Ah ja, auch der Alkoholverkauf und -konsum ist mittlerweile landesweit verboten.
Die Transitbehörde ATTT hier in Panama, zuständig für die KfZ-Steuer und Auto-Kennzeichenvergabe, hat bekanntgegeben, das alle Autofahrer, deren Kennzeichen im März, April oder Mai fällig ist, in diesem Zeitraum auch erst mal mit abgelaufenen Kennzeichen fahren dürfen. OK soweit, aber: Bis Mai ??? Ich hoffe nicht, dass das ein „versteckter“ Ausblick auf die Quarantäne-Dauer ist, sondern dass die Behörde sich nur etwas Luft verschaffen will um den Bearbeitungs-Rückstand von zwei, drei Monaten zu bewältigen !
Solange in Panama noch steigende Corona- Zahlen gemeldet werden, ist mit einer wesentlichen Lockerung oder Aufhebung all dieser Maßnahmen nicht zu rechnen. Was ich persönlich von dieser ganzen Geschichte halte, würde sicher den Rahmen dieses Beitrags und auch dieser Seite sprengen, zumal es dabei sicher nicht nur um Panama geht. Angedeutet habe ich es aber in den beiden vorangegangenen Beiträgen.
Freiluft-Gefängnis
Das Alltags-Leben in Panama findet im allgemeinen draußen an der frischen Luft statt. Das ganze Jahr über. Auch jetzt. Bei mir jedenfalls. „Ausgewildert“ wie ich hier in den letzten Jahren nun mal bin, kann ich mir ein Leben in geschlossenen Räumen gar nicht mehr vorstellen. Allenfalls zum Schlafen. Vor ein paar Jahren habe ich mir schon was dabei gedacht, aufs Land zu ziehen, raus in die Natur.
Dass aber mein bescheidenes Haus und mein Hof mal zu einem Freiluft-Gefängnis unter Palmen werden, hätte ich natürlich nicht erwartet. Unter den derzeitigen Umständen ist das sicherlich noch recht angenehm; und es ist mir lieber als eine 50 oder 150 m² – Einzelzelle, jedoch ist das nur ein schwacher Trost für die Einschränkungen und Regulierungen, die auch hier in Panama derzeit den Alltag bestimmen. Draußen auf dem Land ist das sicher etwas weniger spürbar als in den Städten. Zu Hause, in meinem Quarantäne-Alltag, merke ich eigentlich keinen Unterschied zu normalen Tagen.
Ausblick
Kein Mensch kann in die Zukunft blicken. Auch die nicht, die das von sich behaupten. Und ich kann das schon mal gar nicht. Also, mein Ausblick basiert daher eher ein bisschen auf den Erkenntnissen der letzten Tage und Wochen, sowie auf dem Prinzip „Hoffnung“. Die stirbt ja bekanntlich zuletzt. OK, also, ein Land wie Panama ist im internationalen Vergleich ein politisches und wirtschaftliches „Leichtgewicht“. Vom Kanal mal abgesehen, da komm ich gleich zu. Jedenfalls haben hoch entwickelte und technisierte Industrienationen wie Deutschland, Russland, Frankreich, China, USA, Italien oder die Schweiz in Krisensituationen wie dieser viel größere Probleme als ein Land wie Panama. Soll heißen, im Falle einer Rezession oder eines totalen Zusammenbruchs der Wirtschaft, haben diese Länder viel mehr zu verlieren als Länder wie Panama. Die Fallhöhe und die Kraft des Aufpralls sind in Industrienationen mit eher städtisch lebender Bevölkerung deutlich höher und heftiger als in ländlich oder kleinstädtisch organisierten Nationen.
Ich hoffe und ich denke, dass der wichtigste (und eigentlich einzige) nennenswerte Wirtschaftszweig in Panama, der Panamakanal, nur temporär unter den derzeitigen Bedingungen zu leiden hat, und das alles, was durch den Kanal muss, schon in ein, zwei Monaten wieder durch kann. Mit Zeitverzögerung, aber dafür mit voller Wucht !
Ich bin jedenfalls immer noch froh, hier in Panama zu leben. Ich bin zuversichtlich, dass ein vergleichsweise kleines Land wie Panama deutlich besser durch diese Krise kommt als hoch entwickelte Nationen, ganz einfach, weil man hier weniger zu verlieren hat. Das gilt auch für mich und meine recht bescheidene Lebensweise, die sich deutlich von meinem damaligen „Goldenen Käfig“ Deutschland unterscheidet.
All eure Reise- oder Auswanderungspläne Richtung Panama liegen derzeit sicher erst einmal für ein paar Wochen oder Monate auf Eis. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben ! Die Welt wird sich weiter drehen. Ich hoffe, dass wir alle aus dieser Nummer wieder unbeschadet rauskommen, wir müssen alle nur aufpassen, dass uns derzeitige Notstandsgesetze und -verordnungen nicht klammheimlich mit der Zeit als Normalität untergejubelt werden !!
Passt auf euch auf, es sind nicht nur Viren, die derzeit eine Gefahr für uns alle darstellen !!