Neujahrs- Tour in Panama

Schön ist es, wenn sich Besuch aus der alten Heimat ankündigt. Noch schöner ist es, wenn es alte Freunde aus Kindergarten-Tagen sind, die alle im selben Stadtviertel groß geworden und über die Jahre immer in Kontakt geblieben sind. Und am allerschönsten ist es, wenn der Besuch sich nicht nur ankündigt, sondern auch tatsächlich in Panama City ankommt. Also, wir sind zu Viert rund zwei Wochen auf Neujahrs-Tour in Panama und ich kann Euch ein bisschen was erzählen.

Die drei Jungs haben zusammen schon weltweite Reise-Erfahrung, waren aber noch nie in Panama. Ich freu mich auf die Jungs, und es wird spannend!

Zunächst checken wir im Best Western Hotel in Panama City ein. Sehr, sehr gutes Hotel und für zunächst vier Nächte unsere Homebase. Wirklich super schöne Zimmer, ein großer Pool auf der Dachterrasse und sehr gut und günstig gelegen in der Via Argentina, einer der Haupt-Ausgeh- und Geschäftsmeilen in Panama City.

(Klick auf die Bilder für eine größere Ansicht!)

Der Titan der Kriegsmarine

Gleich unser erster voller Tag führt uns – wie kann es anders sein – an die Miraflores-Schleusen des Panama-Kanals. Leicht entsetzt stelle ich fest, dass die Eintrittspreise im letzten halben Jahr mal wieder gestiegen sind, von fünfzehn auf gleich zwanzig Dollar für Touristen, und von drei auf fünf Dollar für „Residentes“ wie mich. Diesen extremen Preisunterschied fand ich ehrlich gesagt immer schon unverschämt, aber immerhin zahlen Touristen jetzt „nur“ noch den vierfachen Preis statt den fünffachen :-).

Dafür bekommen wir aber immerhin etwas Besonderes zu sehen: Den „Titan”, oder auch früher bekannt als „Herman the German“. Dieser Schwimmkran wurde 1941 in Deutschland für die Kriegsmarine gebaut und zusammen mit zwei weiteren Kränen nach dem Krieg als Reparationsleistung von den Aliiierten vereinnahmt. Ein Exemplar ging nach England, wo ihn die Engländer gleich mal  im Ärmelkanal versemmelt haben. Ein zweiter ging nach Russland und ist seitdem verschollen, auch wenn es unterschiedliche Angaben dazu gibt. Der Dritte jedenfalls, „Titan“ sein Name, ging an die USA und ist seit 1996 für die Kanalbehörde in Panama im Einsatz. Eben jenes Modell wird heute durch die Schleusen geführt, um Brückenteile von der Pazifik-Einfahrt weiter Richtung Gatunsee zu transportieren.

Warum erzähle ich das ? Hmm, ein bisschen Geschichte kann ja nicht schaden, und zudem ist das Ding schon ziemlich imposant anzuschauen, wenn es keine zehn Meter an einem vorbeizieht.

Titan: Wikipedia.

Panamas einzige Eisenbahn

Die Panama Canal Railway, Panamas einzige Bahnlinie, verbindet Panama City am Pazifik mit Colón am Atlantik. Die Bahn wurde schon vor dem Kanal gebaut und dient bis heute hauptsächlich für den Güterverkehr zwischen beiden Ozeanen. Einmal am Tag verkehrt auf der Strecke auch ein Personenzug, von Montag bis Freitag, und mit genau dem wollen wir heute mal fahren.

Hier geht es zur Webseite der Panama Canal Railway.

Die Abfahrtzeit von 7.15 Uhr in Panama City ist uns ein bisschen zu früh, also fahren wir mit dem Express-Bus für 3,15 Dollar am frühen Nachmittag nach Colón, um dann die Fahrt um 17.15 Uhr zurück nach Panama City anzutreten. Fahrtzeit: eine Stunde zwanzig Minuten. Achtung: Ab jetzt wird’s spannend!

Colón – Metropole und Rattenloch zugleich

Gut zwei Stunden haben wir, bis unser Zug abfährt. Eigentlich wollen wir in dieser Zeit nur ein bisschen durch die Stadt gehen, was essen, was trinken und dann zurück zum Zug. Klar, vom Hören-Sagen-Lesen ist mir bekannt, dass Colón das ist, was man allgemein als „No-Go-Area“ bezeichnet. Also auch am Tage ein ziemlich gefährliches Pflaster, gezeichnet von Verfall, Armut, Drogen, Kriminalität und einer Mord-Rate weit jenseits von Gut und Böse für eine verhältnismäßig kleine Stadt.. Naja, wir lassen uns vom Busfahrer an der Hauptstraße mit Blick auf den Bahnhof absetzen. Mir fällt auf, dass der voll besetzte Bus doch bis jetzt recht leer geworden ist, obwohl wir noch gar nicht in der Stadt oder gar am Busterminal angekommen sind. Wir steigen aus, schauen uns um, und wir gehen weiter Richtung Stadt, da wir ja jetzt wissen, wo der Bahnhof ist.

Gleich an der ersten Ecke fallen uns ziemlich viele schwer bewaffnete und gerüstete Polizisten auf. An der nächsten Ecke steht ein einzelner Polizeiposten. Ich frage ihn kurz nach der Sicherheitslage, ob es ok ist wenn wir durchs Viertel statt über die Hauptstraße zum Bahnhof gehen. Ja, meint er, ist nicht so einfach hier… Ein zweiter Polizist auf dem Fahrrad sowie einige Passanten gesellen sich zu uns und raten uns, lieber die Hauptstraße entlang zu gehen. Der Fahrrad-Polizist eskortiert uns bis zum eingezäunten und gesicherten Bahnhofs-Platz direkt neben der Einfahrt zum Container-Hafen. Da sitzen wir nun eingeschlossen, nix gegessen, nix zu trinken und ein bisschen nervös. Uns kann ja nichts schocken, aber unter Polizeischutz gerade mal dreihundért Meter eine Straße entlang laufen, das hatte wohl noch keiner von uns erlebt.

Wenn der Durst kommt…

Eigentlich wollte ich hier jetzt ein bisschen was von Colón erzählen und ein paar Bilder zeigen, geht aber nicht. Ok. Andermal. Wir haben jetzt immer noch knapp zwei Stunden auf unseren Zug zu warten. Ich stelle mal so beiläufig fest, dass wir nichts zu trinken haben und ein kühles Bierchen jetzt nicht schlecht wäre.

Die Jungs, im Urlaub selbst einem Bierchen am Vormittag niemals abgeneigt, mussten ähnlich denken. Und einer oder zwei von uns müssten dann auch los und Bier holen gehen. Zu meiner Überraschung höre ich aber so etwas wie „ Ach.., nee, ich muss jetzt nichts trinken..“ oder.. „Nee, nicht schon wieder Bier..“ Hmm…, schon klar.

Also, mache ich mich auf zum Wachmann am Eingang, frage ihn nach dem nächsten Getränke-Laden, und er meinte nur gleich da vorne links, keine hundert Meter. OK, und schon nach wenigen Schritten winkt mir einer der zwanzig Polizisten an der Straßenecke heftig zu. Ich solle warten, er wird mich begleiten. Auch gut. Bier holen mit privater Polizei-Eskorte. Jetzt weiß ich, warum die Jungs keinen Durst hatten :-). Ok, meint der Polizist, wenn Du nochmal zum Bierholen willst, winke kurz, jemand wird wieder mitkommen. Ja, gern, danke auch ! Prost ! Und ich gehe noch ein zweites Mal Bier holen. Irgendwie waren die Jungs doch durstig 🙂

Die Panama Canal Railway

Das recht kuriose, aber leider reale Bier holen in Colón hat uns immerhin ein bisschen die Wartezeit verkürzt. Der Zug rollt ein, wir nehmen im Salonwagen Platz, mittlerweile hatten sich auch eine Handvoll anderer Fahrgäste in Colón versammelt. Die Fahrt dauert etwas über eine Stunde, kostet für Erwachsene 25 Dollar, darin enthalten ein kleines Snack-Paket aus … ähemm.. Chips, Keksen, Erdnüssen und Bonbons. Landestypische Spezialitäten also, immerhin verpackt in einer „gebrandeten“ original „Panama Canal Railway Company“ – Pappschachtel 🙂 .

Panaviera, 66. Etage

Wir sind insgesamt vier Tage in der Hauptstadt unterwegs, und wenn wir mal nicht Bahn fahren oder deutsche Ingenieurskunst am Panamakanal bestaunen, dann sind wir auch mal zu Fuß unterwegs.  Ein kleiner Spaziergang entlang der Avenida Balboa und ein Besuch der Altstadt Casco Antiguo ist natürlich obligatorisch, und ich stelle fest, dass die Stadt rappelvoll von Besuchern aus aller Welt ist. Nicht dass ich noch nie in der Altstadt war, wohl aber noch nie so zwischen Weihnachten und Neujahr. Es ist wirklich viel Betrieb in den Straßen und Gassen, hoffentlich ein Anzeichen dafür, dass der Tourismus in Panama auf einem gesunden Niveau ist.

Ich schlage vor, am Nachmittag hinüber zum Trump-Tower nach Punta Pacifica zu fahren, um dort vom 66. Stock den Blick über die Stadt zu genießen. Den Tipp hatte ich von einem guten Freund, hab´s bis jetzt aber noch nicht geschafft. Die Aussicht ist wirklich atemberaubend, die sieben Dollar für ein Bier allerdings auch. Der Trump Tower heißt jetzt allerdings „JW Marriott“ Hotel. Auch die 13. Etage (ja, hier gibt’s noch so eine) bietet uns kurz vorher schon einen herrlichen Blick über die Stadt.

In Panama City kann man eine ganze Menge sehen und unternehmen, dennoch meine ich, dass drei Tage in der Stadt völlig ausreichen, vor allem, wenn man nur zwei oder drei Wochen Urlaub hat und noch weiter ins Land fahren möchte.

Was man auf jeden Fall gut machen kann, ist Essen gehen. Das tun auch wir jeden Abend, meistens im „El Trapiche“ in der Via Argentina, direkt vor unserer Haustür. Weit laufen oder fahren ist dann abends halt nicht so unser Ding. In unseren Reihen haben wir auch noch ein „rundes“ Geburtstagskind, das wird natürlich ausgiebig gefeiert, und zwar gleich 30 Stunden lang, denn wir rechnen die deutsche Zeitverschiebung selbstverständlich mit ein 🙂

Playa Blanca und die Provinz Coclé

Nach vier Tagen Stadt geht’s für uns jetzt raus aufs Land bzw. ans Meer. Wir haben uns ein Apartment im Playa Blanca Resort gebucht, wo wir den Jahreswechsel und die nächsten drei Tage verbringen.

Für meine Jungs, die viel in aller Welt gereist sind, ist es das erste mal Silvester am Strand, bei angenehmen 26 Grad und unter Palmen ! Für mich ist es immerhin schon das dritte Mal und noch immer fühle ich dabei etwas Besonderes. Während des Feuerwerkes stelle ich mich für ein paar Minuten abseits, schaue gen Himmel und ich bin unheimlich dankbar dafür, das ich dieses Leben hier – einfach, bescheiden und dennoch abwechslungsreich – in Freiheit und in Frieden leben kann.

Hier in der Gegend bin ich ja auch zu Hause, kann den Jungs also viele schöne Ecken zeigen, touristische, aber auch Orte, die dem internationalen Tourismus bis jetzt noch nicht so bekannt sind.

Villa Tavida in den Bergen der Coclé-Provinz

Ein solcher Ort, der meiner Beobachtung nach vorwiegend von einheimischen und weniger von internationalen (deutschen, schweizer, österreicher) Touristen besucht wird, ist das kleine private Natur-Reservat „Villa Tavida“ in den Bergen der Coclé-Provinz. Laut einigen Reiseführern führt nur eine Schotterstraße dorthin, Google Maps verzeichnet schon mal gar keine Straße nach Chiguiri Arriba, in Wahrheit aber gibt es eine sehr gute, fast neue Asphaltstraße dorthin.

Die Natur dort in dieser Gegend ist sehr gut erhalten, auch jetzt zur Trockenzeit weitgehend grün und saftig, und das Reservat bietet Tagesgästen für fünf Dollar Eintritt einen gepflegten kleinen Park mit vielen Obstgärten sowie einen recht imposanten Wasserfall mit Bademöglichkeit. Man kann in der Villa Tavida auch übernachten, für 150 Dollar mit drei Mahlzeiten, Spa-Bereich und Natur pur.

https://villatavida.com/

Von Penonomé nach Chiguiri Arriba ist es etwa eine Autostunde in nördlicher Richtung, genau so schön, ja vielleicht noch schöner ist die Strecke von El Valle de Anton über Caimito. Wir haben die Strecke von El Valle genommen, wo wir am Vormittag einen kleinen Rundgang zum Markt, zur India Dormida und hoch zum Kreuz mit herrlichem Ausblick unternommen haben.

Surf-Spots, Wasserfälle und frischer Orangensaft

Wir sind alle keine Wassersportler oder Surfer, dennoch machen wir uns einen Tag mal auf nach Punta Chame, dem Kitesurfing-Paradies hier in Panama. Freunde von mir leben dort, so besorgen wir uns mal einen Kasten Bier, es ist schließlich Neujahr, und lassen es uns zusammen im Garten am Pool gutgehen. Runter zum Strand sind es nur wenige Gehminuten, es ist gerade viel Flut und daher wenig Strand zu sehen, aber den vielen Neujahrs-Strand-Besuchern und vor allem den Kite-Surfern ist es egal, solange der Wind weht. Und das tut er heftig ! Wir kehren kurz ein im Kitesurfing Guesthouse, wo wir bei ein paar Neujahrs-Bierchen den vielen schicken Mädels und auch den Kitesurfer(inne)n zuschauen.

https://www.theriderexperience.com/panama-kitesurfing-guesthouse/

Wasserfälle gibt’s in Panama reichlich, zwei davon liegen gar nicht soo weit auseinander, also nix wie hin mit den Jungs !  Auch diese beiden Wasserfälle gehören zu den Attraktionen, welche bisher vorwiegend von einheimischen Touristen besucht werden, weniger von internationalen. Geheimtipps also.

Einer der beiden liegt kurz vor dem Nationalpark „Omar Torrijos“ nicht weit des kleinen Örtchens El Copé. „Yaya“ heißt er, sieht schön aus, und ein paar Gehminuten entfernt besuchen wir ein paar Freunde von mir.

Der zweite Wasserfall heißt „Los Chorros de Olá“, ist wirklich riesig groß und wir machen es uns in einem der drei natürlichen Schwimmbecken gemütlich.

Die beiden Wasserfälle hatte ich schon vor einiger Zeit einmal vorgestellt.: Zwei Wasserfälle an einem Tag

Auf dem Weg liegt mein bescheidenes Heim, wo ich meine Jungs einlade zu einem kühlen Bierchen und… zum Orangen pflücken. Jetzt ist Hochsaison, und wir sind gut am auspressen. Der Saft ist wirklich lecker und für uns alle so dermaßen natürlich und frisch, dass einige von uns so etwas gar nicht mehr gewohnt sind. Aber am Abend zurück im Apartment verdünnen wir alles ein bisschen mit Rum, und siehe da, vier Liter O-Saft sind in wenigen Stunden schon Geschichte:-) Wie sagte kürzlich ein guter Freund von mir: „Ist doch egal wovon uns schlecht wird !“ Genau !

 Über den Gatunsee zum Jungle Land Panama.

Zurück in Panama City und für zwei Nächte wieder im Best Western eingecheckt, wollen wir unbedingt auch eine Kanal-Tour bis zum Gatun-See machen, am besten natürlich mit einer Teildurchquerung der Schleusen. Letzteres klappt leider nicht, aber Michael von GAPA Travel hat ein tolles Alternativ-Angebot für uns inkl. Transfer vom und zum Hotel: Eine Kanal-Tour von Gamboa zur Jungle Land Lodge, mit Abstechern in die Inselwelt des einst künstlich angelegten Gatun-Sees. Wir bekommen jede Menge Tiere zu sehen, darunter Brüllaffen, Kapuziner-Affen und kleine Tamarindo-Äffchen, welche sogar aufs Boot geklettert kommen. Schildkröten, Kaimane und Tukane leben hier relativ ungestört und zeigen sich hin und wieder den Besuchern.

Persönlich bin ich bei solchen Natur-Beobachtungs-Touren immer ein bisschen skeptisch, so spannend sie auch sind und auch für mich war es das erste Mal hier in Panama. Eigentlich soll man die Natur ja in Ruhe lassen, finde ich.

Andererseits ist der Gatun-See einst vor dem Kanal-Bau künstlich angelegt worden, in dem der Rio Chagres aufgestaut und damit ein ganzer Landstrich geflutet wurde. Was seinerzeit zunächst als ökologische Katastrophe galt, hat sich in den letzten einhundert Jahren zu einem Natur-Reservat entwickelt, welches zahllosen Tieren und Pflanzen eine intakte Heimat bietet. Und natürlich den Schiffen immer eine handbreit Wasser unter´m Kiel.

Zur Mittagszeit treffen wir dann in der Jungle Land Lodge ein, einem schwimmenden Hotel am Ufer des Gatun-Sees. Wir werden lecker bewirtet und haben genug Zeit, uns ein paar Stunden aktiv oder passiv zu betätigen. Wir sind mehrere Teilnehmer auf dieser Tour, die meisten schnappen sich ein Kayak und paddeln die Seitenarme des Sees entlang, einige gehen Angeln, ich nutze die passiven Beschäftigungs-Möglichkeiten und lege mich ein bisschen in die Hängematte. Am frühen Nachmittag geht’ s mit dem Boot zurück nach Gamboa und von dort zurück ins Hotel. Schön war´s !

Jungle Land Panama

Zwei Wochen Panama sind schnell rum.

Eine ganze Menge haben wir zusammen erlebt, wir hatten Spaß, und ich selbst habe auch mal wieder ein paar neue Ecken und Gegenden im Lande kennengelernt.

Die Jungs dürfen jetzt wieder nach Hause, und ich muss hier bleiben… Nee, falsch…, nochmal: Die Jungs müssen jetzt wieder nach Hause, und ich darf hier bleiben. Das tue ich gern, denn ich lebe gern in Panama, besonders deshalb, weil hier immer Sommer ist und ich mich nicht um Heizung, Schneeverwehungen, Winterkleidung und so´n Zeugs kümmern muss.

Danke Jungs !

Was mich vor ein paar Jahren überhaupt nach Panama verschlagen hat, und warum ich es hier viel angenehmer als in Deutschland finde, das könnt Ihr HIER gerne noch mal nachlesen.