Die Provinz Coclé – Oktober 2015

Die Regenzeit ist in vollem Gange, auch hier in Penonomé, Hauptstadt der Provinz Cocle. Dennoch höre ich von vielen Einheimischen, dass der Regen verglichen mit anderen Jahren, vergleichsweise schwach ist. El Nino nennt man dieses Phänomen hier. Viele Flüsse mit Niedrigwasser, welche ich bisher gesehen habe, scheinen dies zu bestätigen.

Ich bin jetzt sechs Wochen im Land und damit so lange wie noch niemals zuvor von der Heimat weg. Mir geht’ s prächtig, ich habe bisher viel erlebt und vor allem viele Menschen getroffen.

Mit dieser Einschätzung mache ich mich nun auf nach Penonomé, gut zwei Stunden Busfahrt von Panama City. Die Stadt liegt direkt an der Interamericana und entlang dieser Straße ist sie – wie viele Ortschaften Panamas – auch im wesentlichen organisiert. Hotels, Einkaufszentren, eine Klinik, Autowerkstätten und Tankstellen kann man nicht verfehlen.
Ich checke im Hotel „Guacamaya“ ein, für knapp 40 Dollar pro Nacht. Sauberes Zimmer mit Klimaanlage und WiFi, aber steril und schmucklos.

Zwei Immobilienanzeigen im Umland von Penonomé haben mich ursprünglich hierher gelockt. Den heutigen Tag nutze ich jedoch, um die Gegend zu erkunden. Nördlich von Penonomé existiert eine Ringstraße, welche über Sonadora, Churuquita Grande, Toabré, Llano Grande und La Pintada wieder zurück nach Penonomé führt.

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So setze ich mich in einen Bus, welcher in Richtung Toabré fährt. Die anfangs flache Gegend wird zunehmend hügeliger und bergiger. Sofort fällt mir die üppige, grüne, gut erhaltene Vegetation auf. Großflächig abgeholzte Viehweiden sehe ich hier im Gegensatz zu anderen Landesteilen kaum. Wir überqueren den Zaratí-Fluss, und nach etwa vierzig Minuten erreicht der Bus Toabré.

Es ist interessant zu beobachten, wie sich die Menschen ständig in den kleinen Bus hinein- und hinauszwängen. Nicht alle haben ein Auto und so dient der Bus auf dem Lande nicht nur dem Transport von Personen, sondern auch von Gerätschaften oder Handelswaren, die dann ebenfalls im Bus oder auf dem Dach verstaut werden. Oft fährt eine Person auch gar nicht mit, sondern übergibt dem Fahrer oder dem Assistenten ein paar Säcke oder Taschen, und im nächsten Ort nimmt jemand die Sachen dann wieder in Empfang.

So einen Bus kann man übrigens fast beliebig an der Straße anhalten und sofern noch Platz ist, wird man auch mitgenommen. Ansonsten heißt es auf den nächsten warten.

So steige ich dann nach vierzig Minuten aus, merke mir die Richtung und laufe einfach mal drauf los. Es ist schön grün hier und ein herrliches Bergpanorama zieht mich in seinen Bann. Ich treffe Miguel, einen Dorfbewohner, etwa Mitte 20, und er führt mich ein bisschen in der Gegend herum. Wir kommen an einem Kiosk vorbei, holen uns ein paar Bier und setzen uns auf die Terrasse eines unbewohnten, halbfertigen Hauses. Das sei ok, das Haus gehört seinem Schwager.

Wir plaudern ein wenig über Deutschland, über Panama und als der Regen aufhört, holen wir uns noch ein paar Bier und laufen weiter. Wir kommen an einem Fußballplatz vorbei, wo gerade ein paar Jungs am Bolzen sind und eine andere Gruppe bei ein paar Bier genüsslich zuschaut.

Ich geselle mich zu jenen, die genüsslich zuschauen, werde von Miguel vorgestellt, und ein anderer, welcher sein Haus direkt am Fußballplatz hat, lädt mich auf eine leckere hausgemachte Hühnersuppe ein. Ich schaue dem Treiben noch ein wenig zu, drehe nochmal eine kleine Runde um den Platz herum und verabschiede mich dann wieder Richtung Hauptstraße.

Es kommt auch gleich ein Bus und bringt mich zurück nach Hause. Die Gegend gefällt mir, hier werde ich mich noch weiter umsehen.