Pannenhilfe in Panama – Juli 2016

Mein Auto bleibt unerwartet stehen. Die Kühlwasser-Anzeige steht auf rot. Kein Strom mehr, die Lichtmaschine ist aus ihrer Verankerung gebrochen. Das ganze nicht etwa auf einer normalen Straße in der Nähe einer Stadt, sondern mitten in den Bergen kurz vor Bocas del Toro. Was mich in meiner Abenteuerlust überhaupt alleine hierher geführt hat, das erfährst Du hier. Jetzt muss ich erst einmal sehen, wie hier die Pannenhilfe in Panama ohne ADAC so funktioniert. Mitten in der Pampa und kurz vor Anbruch der Dunkelheit.

Ich habe Glück im Unglück und kann noch rechts heranrollen, da sich am Straßenrand ein kleines Café und eine Vivero, eine Gärtnerei befinden. Ich steige erst mal in aller Ruhe aus. Machen kann ich eh nichts. Netterweise treffe ich an der Gärtnerei einen jungen Burschen, der sich gleich meinem Problem annimmt. Auch er hat kein Handy-Signal, besorgt aber ein zweites Telefon und beginnt zu telefonieren. Irgendwie.

Tatsächlich kann er einen Mechaniker erreichen, der auch hierher zu Hilfe kommen kann. Dauert etwa vierzig Minuten, sagt er. Bei einem Kaffee erzähle ich ihm ein bisschen von meinen bisherigen Erlebnissen in Panama und was ich hier so mache. Dabei stelle ich fest, dass mein spanisch dank meinem Lernprogramm „Babbel“ schon richtige Fortschritte gemacht hat.

Es dämmert schon, es ist kurz nach fünf. Da: Ein Tucan, und noch einer, und da noch zwei ! Was für ein Anblick, diese seltenen, bedrohten Vögel hier mal zu sehen ! Hier kurz vor Rambala ist die Natur noch gut erhalten, und gerade in der angehenden Dämmerung machen sich viele Tiere auf die Nahrungssuche.

Für die Nahrungssuche habe ich heute noch gar keine Zeit gehabt, und auch jetzt habe ich gerade ganz andere Sorgen. Der Mechaniker trifft mit zwei Mann Begleitung ein. Nach ziemlich genau vierzig Minuten. Sag mal einer die Leute hier nehmen es mit Zeiten nicht so genau ! Der Mechaniker schaut sich meine Lichtmaschine an und sagt sofort: „Kein Problem, kriegen wir wieder hin.“ Dazu müssen wir mein Auto aber gut 25 km weiter nach Rambala fahren, in seine Werkstatt. Auf eigener Achse, denn Abschleppen geht nicht wegen der steilen Berge und mangels Motorleistung seines Werkstatt-Trucks.

pannenhilfe-in-panamaAlso, jetzt ist Panama live angesagt ! Alle drei und mein Freund mit dem Telefon sind um mein Auto versammelt und versuchen, die Lichtmaschine notdürftig wieder festzuklemmen, damit der Keilriemen wieder draufgeht. Nach knapp einer halben Stunde ist es geschafft. Mit Holzkeilen, Draht, Seilen, Schnüren und Metallklemmen sitzt die Lichtmaschine erst mal notdürftig fest und wir können zusammen vorsichtig nach Rambala weiterfahren. Ich vorneweg, die drei hinter mir her. Mannomann ! Jetzt setzt starker Regen ein, und auf halber Strecke verrutscht die Lichtmaschine nochmal. Ist nach zwei Minuten aber wieder fest, weiter geht’s, wir kommen nach etwa dreißig Minuten in seiner Werkstatt an.

werkstatt-in-rambalaDer Rest ist schnell erzählt: In der Werkstatt wird die Halterung der Lichtmaschine neu zusammengeschweißt und mein verlorengegangener Sicherungsbolzen wird durch einen neu geschweißten und zurechtgeschnittenen ersetzt. In der Zwischenzeit hole ich mir ein paar Empanadas und ein paar Bier für die Mechaniker. Der Wagen ist nach einer Stunde wieder fahrbereit, wir machen eine kurze Probefahrt die Straße rauf, und dann stoßen wir mit ein paar Bier auf dieses Abenteuer an.

Bezahlt habe ich faire sechzig Dollar und meinem Telefon-Helfer hatte ich vorher schon einen Fünfer zugesteckt. Ich bin froh und dankbar, dass ich heil aus dieser Nummer wieder rausgekommen bin. Die Panne könnte schwerwiegender sein oder ich hätte an einer ganz abgelegenen Stelle liegenbleiben können. Da halte ich es doch mit dem Rheinischen Grundgesetz: „Et hätt noch emmer joot jejange“, „Et hätt noch schlimmer kumme künne“.

Jetzt ist es 19 Uhr und schon dunkel. Was mache ich jetzt ? Hier übernachten ? Habe nichts bei. Zurückfahren ? Im Regen ? Im Dunklen ? Zwei Stunden diese Bergstrecke entlang ? Mit einem frisch geflickten Auto wo ich nicht weiß ob alles hält ? Wenn ich jetzt wieder irgendwo liegenbleibe, auf dem Rückweg von Rambala nach Boquete, dann bin ich echt am Ar… .

Egal, ich will Abenteuer, ich kriege Abenteuer, ich fahre zurück nach Boquete ! Es ist wirklich kein Vergnügen, bei Dunkelheit im Regen und alleine diese Strecke zu fahren. Irgendwann treffe ich auf einen Laster, der in  angemessenem Tempo vor mir herfährt. An ihn kann ich mich eine ganze Weile dranhängen. Die Serpentinenstraße immer schön rauf und wieder runter. Noch nie war ich so froh, ausgerechnet einen Lastwagen vor mir zu haben ! Nach zweieinhalb Stunden komme ich heil und vollkommen geschafft wieder im „Towns Inn“ in Boquete an. Was für ein Tag !