In den Bergen von Coclesito – November 2015

coclesito-hinweisschildAuf mein Auto kann ich mich verlassen, ich packe mir meinen Tagesrucksack fertig und mache mich auf den Weg zu den Gold- und Kupferminen, weit und hoch in den Bergen von Coclesito. Der Weg führt über Penonomé und dann in Richtung La Pintada und Llano Grande. Bis dahin kenne ich die Strecke schon, dann geht es links ab in westlicher Richtung nach Coclésito.

coclesito-wegweiserEin Schild sagt mir dass ich hier noch etwa 27 km zu fahren habe.

Ich muss sagen, die bergige, üppig grüne Landschaft hier gehört für mich bis jetzt zu den schönsten des Landes. Die Straße ist nahezu neuwertig und führt teils steil bergauf und wieder hinab. Schliesslich überquere ich hier ja auch die kontinentale Wetterscheide, welche den coclesito-uppige-vegetationPazifik vom Atlantik trennt.

Links voraus habe ich immer den Blick auf El Copé und den Nationalpark „Omar Torrijos“, benannt nach dem Staatschef Panamas, welcher hier in diesen Bergen bei einem Flugzeugabsturz 1981 ums Leben kam.  Unter bis heute ungeklärten Umständen, versteht sich…

Ich sage Staatschef, denn mir ist nicht genau klar, ob Omar Torrijos nun ein Präsident, ein Führer, ein Diktator, ein General oder einfach ein Machthaber war. Die damaligen Machtverhältnisse im Land, so die 60er bis 80er Jahre, waren keinesfalls geordnet.

Jedenfalls fielen die Verträge zur vollständigen Rückgabe des Panamakanals von den USA an Panama unter seine Amtszeit. Dies geschah 1977 durch die berühmten „Torrijos-Carter-Verträge“, die die Rückgabe des Kanals für das Jahr 1999 vorsahen und auch umgesetzt wurden. Ja, ein bisschen Geschichte muss sein, vor allem wenn ich hier durch eine nicht unbedeutende Region fahre.

Auf Google Maps ist diese Ecke hier in der Satellitenansicht leider nicht gut aufgelöst, dafür jedoch auf Bing Maps. Die Satellitenbilder lassen bereits die Dimensionen dieser beiden Minen erkennen, die sich hier im Laufe der letzten Jahre in den Regenwald gefressen haben.

Natürlich erwarte ich nicht, dass ich hier zum Eingang gehe, „Guten Tag, darf ich mal gucken ?“ , oder so, nein. Wie immer ist der Weg das Ziel. Zuerst komme ich in Coclesito an, ein beschauliches, aber keinesfalls idyllisches Städtchen, komplett ohne Stromversorgung.

Das hat mich ohnehin etwas irritiert: Unterwegs lauter Strommasten mit Kabeln, dann neue Strommasten ohne Kabel, dann wieder gar keine Stromversorgung wie hier in Coclésito, und dann, hinter dem Ort in Richtung der Minen, wieder Strom. Klar brauchen die Minen Strom, wieso der aber nicht auch das Örtchen versorgt, habe ich logistisch gesehen nicht verstanden…

Die Kupfermine

Jetzt stehe ich am Eingang der Kupfermine, noch etwa weitere 15 km hinter Coclesito, betrieben von der „Minera Panama“-Gesellschaft. Es ist Nachmittag, und ein fleissiger Bautrupp bessert gerade die Straßen aus. Ich stelle mein Auto ab, wo ich glaube dass es nicht im Weg steht, und gehe auf die Einfahrt zu. Mein Auto steht selbstverständlich aber doch im Weg, ich muss es kurz umsetzen. Kein Problem. Die vier  Wachleute sind nett und freundlich, ganz im Gegensatz zu ihrer martialischen Erscheinung.

Natürlich darf ich nicht so einfach mir nichts dir nichts eintreten und die Mine besichtigen. Schliesslich ist hier noch voller Betrieb, und man kann sich eine Besuchserlaubnis bei der Minengesellschaft holen, welche auch ein Büro in Penonomé hat. Das erfahre ich von den Wachleuten, dann frage ich nach der Goldmine. Diese hat mit der Kupfermine und deren Betreibern nichts zu tun und ist seit Jahren stillgelegt. Das wusste ich zwar, aber der Wachmann erklärt mir gern den Weg, einfach weiter die Richtung halten.

Eine stillgelegte und verlassene Goldmine

Huh, dachte ich. Jetzt wird’s spannend ! Eine stillgelegte, riesige Goldmine ! Wie sieht´s mit Wachposten aus ? Finde ich dort jemanden zum Fragen ? Haben sich dort vielleicht einige tageslichtscheue Gestalten eingenistet, um in der Abgeschiedenheit vielleicht andere Geschäfte als Gold zu machen ? Wer weiß ! Mir wird allerdings schon ein bisschen mulmig zumute, als ich weiter Richtung Goldmine fahre.

Ein verrostetes Blechschild weist mir den Weg zur Petaquilla-Mine, welcher aber hier nur noch aus einer Schotterpiste besteht. Kein Mensch, kein Haus, kein Auto – nichts!  Stille. Ich lasse die Fenster herunter. Dann tauchen vor mir zwei riesige künstliche Wasserbecken auf, einige rostige Container, Kräne, dann schliesslich ein paar Häuser und jede Menge Geräte und Anlagen. Aber kein Mensch zu sehen.

Ich steige vorsichtig aus dem Auto, ganz wohl ist mir nicht, und ganz ungefährlich ist es auch nicht. Keineswegs habe ich vor, hier einfach so durch die Anlagen zu klettern, das ist viel zu riskant, aber auf den normalen Wegen will ich mich schon ein bisschen bewegen. Ich komme aber gar nicht dazu, denn langsam und von hinten nähert sich mir – ein Auto.

Jetzt wirste ungefragt erschossen, denke ich. Einfach so. Wer weiß, welches Geheimnis hier verborgen liegt und durch mich vor seiner Entdeckung steht.

Ich muss dazu sagen, das es bis hierher keinerlei Warn- oder Verbotsschilder gab, auch keine Zäune oder Markierungen, die das Betreten hier irgendwie offiziell verbieten würden. Das Auto jedenfalls bleibt einfach mit geschlossenen Fenstern seitlich vor mir stehen. Durch die Scheibe werden sie mich wohl nicht erschießen, denke ich. Zeit zum Runterkurbeln wird wohl noch sein !

Ich staune wie ruhig ich dennoch bleibe. Jetzt geht doch das Fenster auf, und ein älterer Herr fragt mich recht direkt was ich hier mache. Ich antworte der Wahrheit entsprechend, dass ich hier jemanden suche der mir die Mine zeigt. Was er mir daraufhin geantwortet hat, habe ich nicht verstanden. Doch seine begleitende Handbewegung Richtung Ausgang war doch recht eindeutig.

Kein Stress denke ich mir, steige in mein Auto und freundlich wie ich bin lasse ich ihm und seinem Fahrzeug per Handbewegung den Vortritt. Das geht nun gar nicht, er winkt mir heftig zu, als Erster zu fahren. Nun, ich füge mich, er fährt eine Strecke hinter mir her und verschwindet dann dorthin, woher ich ihn nicht kommen sah.

Puh ! Wer der Mann war und welche Funktion er hat, habe ich nicht erfahren. Ich denke mir einfach, dass er um mein Wohl besorgt war und mich aus Sicherheitsgründen weggeschickt hat.