Kurz zurück nach Deutschland – November 2015
Zuerst gebe ich den Mietwagen wieder ab, jenen Suzuki Jimny, der mich zwei Wochen lang treu über Wald und Wiese, über Berg und Tal gebracht hat. Ein wirklich empfehlenswertes Fahrzeug, wenn man weiter nichts transportieren muss. Mit kleinem Gepäck fahre ich am nächsten Tag nach Panama City zum Flughafen, es geht kurz für etwa zwei Monate zurück nach Deutschland.
Mein Air France-Flug geht um 21 Uhr. Nach dem Check-In und der Sicherheitskontrolle lasse ich mir ein bisschen Zeit und schaue mir die Geschäfte an. Dann trolle ich mich langsam zum Gate und: noch eine Sicherheitskontrolle, dort, wo normalerweise eigentlich keine ist. Ah, da fällt mir der Terroranschlag von Paris vor knapp zwei Wochen ein.
Mein Flug geht ja über Paris. Nun gut, also nochmal anstellen. Endlich geschafft, ich sitze im Flieger und es geht reibungslos nach Hause. Vielleicht nicht ganz so reibungslos…
Die vergangenen drei Monate lasse ich immer wieder an mir vorüberziehen. Was habe ich hier nicht alles erlebt, was für tolle Menschen habe ich hier getroffen ! Der Abschied fällt recht schwer, aber er ist ja nur von kurzer Dauer.
Rückblick auf die letzten Monate
Vor knapp sechs Monaten hatte ich meinen letzten Arbeitstag. Die Zwänge des täglichen Lebens habe ich hinter mir gelassen. Niemand sagt mir heute unaufgefordert, was ich zu tun oder zu lassen habe oder wie ich zu sein oder nicht zu sein habe. Meine Akkus waren immer aufgeladen, aber meine Festplatte war voll. Diese habe ich in den vergangenen Monaten einfach „runtergefahren“, „bereinigt“ und fahre sie nun langsam wieder „hoch“, um mich mal der IT-Sprache zu bedienen.
Wir Deutschen gelten als fleißig, klug und strebsam, alles muss überall immer perfekt sein. Das hat uns als Nation und auch als Individuen sicher weit gebracht. Doch der Preis dafür ist hoch. Wir sind Tag und Nacht, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche darauf bedacht, unseren Wohlstand zu verteidigen und unseren Besitz zu vermehren.
Gegenwart und Zukunft in Deutschland
Wir leben auf Pump, denn jeder Euro, jeder Dollar, den wir uns leihen – egal ob es der Staat oder der Einzelne tut – ist ein Leistungsversprechen für die Zukunft. Anders gesagt, wir leben heute auf einem Niveau, welches wir aber erst morgen real erarbeitet haben werden. Und das seit Generationen. Das macht uns vollkommen zu Kredit- und Zins-Sklaven. Jeder Eigenheimbesitzer mit Bauspar-Vertrag oder jeder Neuwagen-Käufer kann davon ein Lied singen.
Knapp die Hälfte meines sauer verdienten Einkommens behält der Staat einfach ungefragt für sich und hat alle Arbeitgeber verpflichtet, diese Summe automatisch an ihn abzuführen. Das sind Steuern und vor allem Sozialabgaben, deren Leistungsumfang und deren Prämien ich nicht einmal selbst bestimmen oder meinen Bedürfnissen anpassen kann. Ganz zu schweigen vom Gegenwert dieser Leistungen.
Weiterhin muß ich Zwangsgebühren für den öffentlichen Rundfunk abführen, deren Verblödungs- und Desinformationsauftrag ich längst durchschaut habe. Ich muß mich hierzulande auf unterschiedliche Jahreszeiten einstellen und teuer dafür bezahlen, das heißt ich muss heizen, Warmwasser aufbereiten, Auto und Kleidung anpassen, und, und, und. Dafür kann keiner was, aber die wenigen mächtigen Energiekonzerne freuen sich.
Ganz gleich, wie viel Geld am Ende übrigbleibt; ich arbeite mehr als die Hälfte des Jahres für Dinge, die ich nicht brauche, nicht will oder nicht nutze.
Das soll meine Zukunft sein ? Nein ! Ich habe keineswegs die Erwartung, dass Auswandern allein hier die einzige Alternative ist. Auch in Panama spielen Konsum und Besitz eine große Rolle. Auch in Panama ist längst nicht alles Gold was glänzt und statt gebratener Tauben gibt’s hier auch nur gebratene Hühner. Doch diesen ganzen Zwängen kann ich hier in Panama eher aus dem Weg gehen als in der Heimat.
Eine Frage des Anspruches
Ich brauche hier nicht unbedingt den selben hohen Lebensstandard wie in Deutschland. Im Grunde reicht mir hier ein einfaches Häuschen mit ein bisschen Land dazu, das mich ernährt. Wenn ich mich nicht allzu blöde anstelle, kann ich das etwa für den Gegenwert eines Mittelklassewagens haben, in Deutschland ein Ding der Unmöglichkeit….
Ich sitze noch im Flieger, Nachtflüge sind immer etwas nervig, am Pariser Flughafen wimmelt es von schwer bewaffneten Sicherheitskräften, die Lage ist knapp zwei Wochen nach den Terroranschlägen angespannt, es herrscht Ausnahmezustand. Mich wundert nichts mehr, Frankreich bietet aufgrund seiner Bevölkerungsstruktur und seines kolonialen „Engagements“ schließlich auch den perfekten Nährboden für Ereignisse dieser Art.
Deutschland und seine Willkommenskultur
Der große Nachbarstamm der Deutschen bekundet tagelang medienwirksam sein Mitgefühl für die gut 130 Opfer, während zeitgleich Millionen dahingemetzelte und ausgebombte Bewohner des Nahen Ostens zu Randnotizen werden, bis ihre Freunde, Familien und Verwandten vor unseren Türen stehen.
Stammesfürstin Angela merkelt gar nichts mehr und winkt alle mit oder ohne Not einfach durch. Ihren Platz in der Geschichte hat sie sicher. Niemals zuvor folgten Millionen Rechtgläubiger dem Ruf einer einzigen Frau (!) mit unverschleiertem (!!) Antlitz und von christlichem (!!!) Glauben, die es somit geschafft hat, das Jahrtausende alte orientalische Frauenbild innerhalb weniger Wochen komplett auf den Kopf zu stellen.
Niemand scheint dabei zu bemerken, dass es für die maskulinen Begriffe “Scheikh” und “Muezzin” noch immer keine femininen grammatikalischen Gegenstücke gibt.
Gut Angie, sag ich mir, du schaffst das vielleicht, ich schaff´das nicht, freue mich aber schon auf die Fußball-EM 2016 in Frankreich und werde zusehen, dass ich da möglichst weit weg bin !