Karibikfeeling und menschenleere Strände – Juli 2016
Gestern bin ich ja auf recht abenteuerliche Weise hierher nach Kusapin gekommen und habe auch gleich neue Freunde gewonnen. Heute ist mein zweiter Tag, ich hoffe einfach mal auf besseres Wetter. Warum? Weil es hier menschenleere Strände, unberührte Natur und Karibikfeeling wie aus dem Bilderbuch gibt. Das macht ohne Regen natürlich viel mehr Spaß.
Endlich, gegen 10 Uhr morgens hört es auf zu regnen, sogar die Sonne kommt durch. Kalt ist es natürlich nicht, aber immer noch ziemlich grau und trüb. Egal, ein Bewohner, dessen Sohn gestern bei meiner Müllsammel-Aktion mächtig Preise gewonnen hat, bietet sich als mein Begleiter an und möchte mir die Gegend zeigen. Zuerst machen wir einen Rundgang durch Kusapin, dann möchte ich aber mal auf die östliche Seite der Halbinsel zu den schönen Stränden.
Zu Fuß unterwegs
Der Weg dorthin führt uns erst einmal über schmale, rutschige Pfade durch dichten Wald. Hier und da steht eine Holzhütte auf Stelzen, dann wieder taucht eine kleine Indio-Siedlung hinter den Bäumen auf. Ich überlege gerade wie die Menschen hier in dieser paradiesischen Abgeschiedenheit überleben können, aber mein Maßstab von Zivilisation und Komfort ist hier nicht anwendbar.
Die palmengesäumten Strände, die Holzhäuser, das Meer, der goldfarbene feine Sand, all das ist Bilderbuch-Karibik-Idylle in Reinkultur! Wir beide schlagen uns erst einmal zwei Kokosnüsse von einer Palme, genießen den leckeren Trank und schaben uns dann das leckere Kokos-Mark aus der Schale.
Ein Traum ! Dann nehme ich ein Bad im Meer und genieße einfach das Leben. Keine Hektik, keine Eile, kein Lärm, keine ungewollten Verpflichtungen… Das Leben meint es gut mit mir!
Auf dem Rückweg kommt uns ein Fischer entgegen und bietet uns zwei mittelgroße Fische zum mitnehmen an. Zwei Dollar verlangt er. Den Namen habe ich vergessen, ich weiß nur dass dieser Fisch vorzugsweise als Köderfisch hier verwendet wird. Er soll aber auch gut schmecken. Werde ich heute Abend dann ja sehen.
Das Wetter hält sich einigermaßen, es ist immer noch recht grau aber wenigstens regnet es nicht. Nach gut fünf Stunden kommen wir beiden wieder bei meiner Pension an, wo ich meine beiden Fische gleich an die Küchenchefin Anna übergebe. Meinem Begleiter habe ich unterwegs alle Getränke und auch ein paar Zigaretten spendiert, jetzt lade ich ihn noch zum Fischessen und ein paar Bier ein. Es war ein toller Tag, so habe ich es mir vorgestellt.
Der Fisch schmeckt gebraten ganz gut, ist aber keine Delikatesse. Jetzt so langsam muß ich mir überlegen, ob ich morgen früh um sechs Uhr wieder zurück nach Chiriqui Grande fahre, oder ob ich morgen noch hierbleibe und vielleicht auf eine zufällige Mitfahrgelegenheit stoße. Zur Erinnerung: Die Bootsfahrt nach Chiriqui Grande dauert knapp zwei Stunden, knapp die Hälfte der Zeit über offene, stürmische, tobende See.
Land kaufen, hierher ziehen oder sonst wie in den Tourismus investieren – das geht hier leider nicht. Die Region hier ist autonomes, indigenes Gebiet, Grunderwerb mit Titel und allen Eigentumsrechten ist hier per Gesetz nicht möglich, schon gar nicht für Ausländer. Vielleicht ist es auch gut so, denn so bleiben einige der schönsten und geheimnisvollsten Landstriche dieser Erde einfach mal so wie die Natur sie einst geschaffen hat, ohne Hotelburgen, Urlaubsressorts oder Yachtclubs.
OK, ich darf gerne noch eine oder zwei Nächte bleiben. Wie es mir gefällt. Vor dem Haus wird am nächsten Morgen ein ganzes Schwein in seine Einzelteile zerlegt und in der Küche zubereitet. Klar werden wir heute oder morgen davon essen. Aber ich ahne jetzt noch nicht, dass dieses Schwein noch anderweitig mit mir zu tun haben könnte.
Heute gehe ich nur kurz spazieren und pflücke mir eine Brotfrucht von einem gleichnamigen Baum. Diese gebe ich bei Anna dann in der Küche ab und frage sie, ob sie sie mir zubereiten kann, mit Hühnchen und Salat oder so. Kann sie, und das sieht dann so aus:
Spontan zurück
Am nächsten Tag jedenfalls gibt es dann leckeren Schweinebraten. Natürlich nicht so wie wir ihn von zu Hause kennen, aber das Fleisch ist sehr gut und hat ein tolles Aroma. Ich bin gerade dabei, mir die letzten Bissen in den Mund zu schieben, da kommt mein Gastwirt zu mir an den Tisch: „ Hey, da fährt gleich jemand mit dem Boot rüber nach Chiriqui Grande. Wenn Du mit möchtest, dann beeil Dich !“ Cool, denke ich, so brauch ich mich nicht früh um sechs in ein volles „Linien-Boot“ setzen. Außerdem ist das Wetter jetzt gerade sehr gut. Gerne nehme ich das Angebot an, und zack! – habe ich neben meinem Rucksack auch noch eine ca. 20 kg schwere Plastiktüte mit Schweineteilen in der Hand. „Kannst Du die bitte nach Chiriqui Grande mitnehmen und im Restaurant meines Bruders abgeben?“
Öhm.., klar, kein Problem. Das Restaurant und auch seinen Bruder kenne ich schon von meinem früheren Besuch. Ja, so geht das hier alles seinen Gang. Ich bezahle für meine individuelle Rückfahrt zehn Dollar, und bin wieder heil in Chiriqui Grande angekommen. Ich liefere den Schweinebeutel im Restaurant ab und trolle mich dann zu Teresas Pension, wo mein Auto und auch mein Bett steht.
Am nächsten Morgen verabschiede ich mich von meiner Wirtin Teresa. Ich danke ihr nochmal aus ganzem Herzen dafür, dass sie und ihre Freundin mir diesen genialen Trip nach Kusapin erst ermöglicht und organisiert haben. Ich verspreche ihr, bald wiederzukommen.