Mit Senor Pedro bei den Wasserfällen – November 2015
Zwei Tage nach meinem Ausflug in die Berge treffe ich pünktlich um 13 Uhr wieder bei Senor Pedro ein. Zusammen wollen wir zu den Wasserfällen, welche ich vorgestern auf meiner Abenteuerfahrt entdeckt habe. Mit dabei habe ich diesmal meine Mitbewohnerin Cindy aus – nein, nicht Marzahn – sondern aus Kanada. Sie ist etwas älter als ich, arbeitet im Internet und hat sich für einige Wochen in der selben Pension in Antón einquartiert.
Zuerst holen wir für Pedro noch zwei große Gasflaschen von seinem Händler ab. Wir haben ein Auto, so muss er die Gasflaschen diesmal nicht selbst zwei Kilometer weit nach Hause schleppen. Wir nehmen noch zwei seiner Kinder mit und machen uns dann zu fünft in meinem kleinen Suzuki Jimny auf den Weg zu den Wasserfällen.
Wir müssen erst wieder zurück auf die Panamericana, fahren dann in östlicher Richtung und biegen dann in U-Form wieder links Richtung Berge ab. Die Gegend hier ist wirklich sehr verlassen, erst recht als wir nach etwa 30 Minuten nochmals Richtung Guzman abbiegen. Ein Mobilfunksignal hat keiner mehr von uns.
Aber wir nähern uns den Wasserfällen. Die Asphaltstraße hat bereits aufgehört zu existieren und es folgt nun eine wirklich üble Schotterpiste mit tief ausgewaschenen Furchen und Löchern, kleinen Bächen, die zu durchqueren sind und jeder Menge Geröll, und das alles auch noch bergauf-bergab ! Egal, hier kann sich mein Jimny als wirklich gutes Geländefahrzeug beweisen.
Wir kommen an die Stelle, an der sich nun ein wirklich atemberaubender Ausblick auf die Wasserfälle bietet. Näher heran zum Baden oder so kommt man nur nach einem längeren Fußmarsch, die Zeit haben wir heute nicht.
Senor Pedro stellt sich mittlerweile als ein recht gebildeter und weltoffener Geselle heraus, was man seiner einfachen traditionellen Kleidung und Lebensweise zuerst gar nicht so anmerkt. Er ist ein recht hoher Beamter und war auch schon mehrmals in den USA, hat also schon etwas mehr von der Welt gesehen als viele andere in seiner Umgebung.
Jetzt wollen wir uns noch eine Finca ansehen, die ein Bekannter von ihm zu verkaufen gedenkt. Die Piste ist mittlerweile so schlecht und auch riskant, so daß ich den Wagen jetzt an Ort und Stelle stehenlasse und wir den Weg zu Fuß weitergehen. Schließlich habe ich hier eine Verantwortung für vier Mitreisende und für ein Fahrzeug, welches mir nicht gehört.
Nun ja, die Finca selbst kann jetzt noch so schön oder noch so billig sein, den Gedanken daran habe ich ob des Weges und der sehr abgelegenen Gegend schon aufgegeben. Allein, es ruft das Abenteuer, und wir sind hier wohl in einer Gegend, in die sich freiwillig wohl kaum ein Reisender begibt. Genau das macht für mich jetzt den Reiz aus, auch Cindy ist begeistert, und so tappern wir zu fünft wohl noch etwa eine gute Stunde lang durch die Prärie.
Wir kommen an den Fluß „Nuestro Amo“, dessen Quellgebiet nur etwa sieben Kilometer weiter nördlich liegt. An diesem Fluß liegt die Finca. Sie ist stark zugewachsen und wir können Sie nur teilweise begehen. Mehr muß ich hier nicht erwähnen, dieser entfernte Landstrich ist für eine Abenteuerfahrt super, zum Wohnen aber nicht.
Netterweise bleibt es den ganzen Nachmittag trocken, aber der Abend naht und ich möchte gerne vor Einbruch der Dunkelheit gerne aus dieser Pampa heraus sein. Wir laufen also den ganzen Weg bis zum Auto wieder zurück und bringen Senor Pedro und seine beiden Knaben wieder nach Hause. Ich spendiere unterwegs jedem noch ein paar Chips und Getränke und drücke Pedro zum Abschied noch eine Fünfdollar-Note als kleines Dankeschön für den erlebnisreichen Tag in die Hand.
Ob Senor Pedro sich wohl heute abend oder morgen früh auch mit Massenzuwanderung, Geldentwertung, Bombenterror, Wintereinbruch, Niedrigzins, Syrienkrieg oder Atommüll – Endlagerung befassen wird ? Jedenfalls ihm, seinen beiden Jungs und uns beiden Gringos hat dieser Tag bei den Wasserfällen sehr viel Spaß gemacht. Dieses Ausflugsziel steht nicht in jedem Reiseführer, ein echter Geheimtipp !