Von Santa Fé bis fast an die Karibik

Schon seit über zwei Jahren interessiere ich mich für die neue Straße, welche hier in Panama von Santiago über Santa Fé bis hinauf zur Karibik-Küste führt. Seit etwa 2015 ist sie im Bau und sie macht Fortschritte. Zuletzt war ich im April 2018 mit einigen Freunden auf dieser Strecke unterwegs, wir kamen seinerzeit schon ein ganzes Stück vorwärts, aber eben noch nicht ganz durch.

Ein zweiter Versuch auf der Ruta 33

Jetzt Anfang Dezember beginnt die Trockenzeit und wir  beschließen, einen zweiten Versuch zu unternehmen, von Santa Fé bis hinauf nach Calovébora zu kommen. Ein geeignetes Fahrzeug haben wir auch, einen kräftigen geländetauglichen Nissan Patrol mit 4,2 Liter-Maschine und 124 PS. Das sollte reichen, um sieben Personen durch die steilen Berge und über teils holprige Straßen zu bringen. Denn die Strecke ist bis jetzt durchgängig befestigt und mit Allrad-Fahrzeugen befahrbar, aber noch nicht asphaltiert.

Morgens halb neun fahren wir in Santa Fé los, gut 50 km liegen vor uns. Wir kommen gut durch, und einen Teil der Strecke kennen wir ja schon. Den Rio Calovébora, welcher uns noch im April den Weg abgeschnitten hat, durchqueren wir mit unserem jetzigen Fahrzeug mühelos. Direkt daneben, wie überall entlang der Strecke, werden Brücken gebaut und wir treffen immer wieder auf schweres Gerät wie Bagger, Planierraupen, Lastwagen und Walzen. Das kleine Örtchen Rio Luis ist dabei so etwas wie das Logistik-Zentrum dieses Bauprojektes.

Die Flussquerung macht uns keine Probleme.

Wer sich diese Strecke mal auf Google Maps anschaut, wird kurz hinter Rio Luis auf einen Eintrag „Spirituosen-Geschäft“ treffen. Mitten im Niemandsland. Na, da war ich aber neugierig, und…, voilá, hier ist es:

Durch den Fluss statt drüber

Schon kommen wir an die nächste Flussquerung, an der die Brücke noch nicht fertig ist. Wir sind gestählt, wir sind mutig, und wir haben eine Weile erst mal andere Fahrzeuge beobachtet. Los geht’s, mitten durch den Rio Caloveborita. Das Wasser steht uns bis zum, ehemm…, Bodenblech, aber wir kommen durch und wir nähern uns Schritt für Schritt der Karibik.

Jetzt sind wir mitten in den Bergen auf etwa 800 oder 1000 Metern Höhe, es wird ziemlich kalt und es fängt an zu nieseln. Dann: Endlich ! Wir können das Meer, die Karibik, die Flussmündung des Rio Calovébora und den gleichnamigen Ort aus der Ferne sehen ! Yeah ! Leider geht es dann aber nur noch ein paar Meter weiter und wir müssen stehenbleiben. Nur 5 km vor der Küste. Denn hier wird gerade an der Straße gearbeitet, und zwar auf der ganzen Breite. Keine Chance, da vorbei zu schleichen.

Ich treffe auf einen Offiziellen, der mit der Finanzierung dieses Projektes betraut ist. Er sagt mir, dass die Straße planmäßig im Juli fertig sein soll. Leider habe ich vergessen, nach dem Jahr zu fragen. Ich nehme mal an 2019. Könnte klappen.

Sinn und Zweck

Natürlich hab ich mich immer mal wieder nach dem Sinn und Zweck dieser Straße gefragt. Zweifellos handelt es sich hier um ein Multi-Millionen-Bauprojekt. Allerdings kann ich persönlich keinen wirtschaftlichen Sinn in diesem Projekt erkennen. Ok, die Strecke ist landschaftlich super schön und abenteuerlich, aber weder werden hier Wirtschafts- oder Handelszentren miteinander verbunden, noch wird hier eine Entlastungs- oder Umgehungsstrecke entstehen. Auch touristisch macht diese Strecke derzeit überhaupt keinen Sinn, denn Calovébora gehört meines Wissens zur Comarca (= Provinz) der autonomen, indigenen Ngöbe- Indianer, in deren Statuten gar keine touristischen Aktivitäten in ihrem Gebiet vorgesehen sind. Einzig die bessere Versorgung und der bessere Anschluss der dort lebenden, vorwiegend indigenen Bevölkerung dürfte als Argument für diese Strecke dienen. Jedoch werden sich aber gerade dadurch viele neue Menschen in dieser bisher äusserst dünn besiedelten Gegend ansiedeln.

Möglich, ja sogar am wahrscheinlichsten ist Grundstücks-Spekulation, wo (einfluss-) reiche Leute vor Jahren privat Land aufgekauft haben, und jetzt mit öffentlichen Mitteln die Straße bauen lassen. Wertsteigerung garantiert.

So schön diese Strecke auch ist, sie bleibt meiner Meinung nach zunächst mal ein gewaltiger Eingriff in die bisher fast unberührte Natur auf der Karibik-Seite Panamas, nicht zu vergessen, dass auch eine Karibik-Verbindung von Colón bis Bocas del Toro in Planung ist.

Wer hierzu noch andere oder genauere Informationen hat, der darf hier gerne die Kommentarfunktion nutzen !

Ansonsten geht es für uns an diesem Tag wieder zurück nach Santa Fé. Schade, die Karibik hätten wir gerne gesehen, nächstes Mal eben ! War dennoch ein hochinteressanter Ausflug, an dem auch die Vogelspinne nachmittags auf der Terrasse nichts mehr ändern konnte.

Ach, doch noch was: Am Abend schaue ich mal ins Internet und lese von einem Terroranschlag in Straßburg / Frankreich. Hmm, denke ich mir, war ja lange Zeit ruhig in dieser Hinsicht und ich denke mir nur: Gut dass ich hier bin, und ich bin dankbar dafür, dass ich dieses Leben hier in Panama führen kann.