Autofahren in Panama
Seit September 2015 reise ich durch Panama, seit Januar 2016 auch individuell mit dem eigenen Auto. Das Autofahren in Panama ist im Grunde genommen total easy und relaxt, sofern Du nicht allzu viel in der hektischen Hauptstadt unterwegs bist. Daher beziehen sich meine Beobachtungen auch eher auf das Landesinnere. In großen Städten bin ich eh nicht gerne unterwegs, gleich ob es Berlin, Hamburg, Frankfurt oder Panama City ist.
Fahrzeugwahl
Mein wichtigster Tipp für Dich:
In jedem Fall solltest Du Dir in Panama ein Auto mit viel Bodenfreiheit und idealerweise mit Allrad-Antrieb besorgen. Also einen SUV, einen Pick- Up oder einen kleinen Geländeflitzer. Das empfehle ich sowohl für einen Mietwagen als auch für ein privates Fahrzeug. Du kommst einerseits viel besser mit schlechten oder nicht vorhandenen Straßenverhältnissen zurecht. Andererseits eröffnet es Dir ganz andere Wege und Möglichkeiten, wenn Du auch mal etwas abseits durchs Land reisen möchtest.
Empfehlenswerter Mietwagen:
Suzuki Jimny. Habe ich mir Ende 2015 mal für zwei Wochen bei „DOLLAR RENT-A-CAR“ gemietet. Zwei Wochen ca. 730 Dollar. Das ist sicher etwas teurer als ein Kleinwagen. Der Erlebnisfaktor war aber um ein vielfaches höher. Einziger Nachteil: kein Raum- und Platzwunder.
Straßenverhältnisse und Verkehrsaufkommen
Die Regierung Panamas investiert seit einigen Jahren massiv und auch sichtbar in den Ausbau und die Instandsetzung des Straßennetzes. Bestes Beispiel: Die Panamericana bzw. Interamericana, welche seit etwa 2013 / 14 zwischen Santiago und David auf vier Spuren erweitert wird. Das sind gut 200 km, die Arbeiten machen auch sichtbare und spürbare Fortschritte. Auch auf vielen anderen Abschnitten wird die Interamericana regelmäßig ausgebessert.
In der Proviz Coclé nördlich von Penonomé und auch in der Provinz Veraguas in und um Santa Fé sind in den letzten 2 Jahren sehr viele Straßen neu asphaltiert bzw. ausgebaut worden. Auch in anderen Landesteilen wird fleißig asphaltiert und erweitert. Das alles heißt aber noch nicht, das alle Straßen hier Tip Top in Ordnung sind.
Grundsätzlich kann man sich in Panama mit jedem Fahrzeug gut und sicher fortbewegen. Meine Empfehlung ist immer ein Fahrzeug mit viel Bodenfreiheit.
Die Leute hier in Panama fahren im Vergleich zu Deutschland eher relaxt und weniger aggressiv. Allerdings manchmal zu relaxt, geradezu trantütig. Einfach stehenbleiben, telefonieren, ohne Blinker, das ist normal. Blinken ist hier eh nicht so angesagt. Blinkt tatsächlich einer vor oder hinter Dir, hat er eine gute Schule oder es ist ein Ausländer. Unfallgefahr geht hier auch nicht von Rasern oder Dränglern aus, sondern eher von unaufmerksamen Schlafmützen.
Die Straßen im Land sind in aller Regel staufrei, auf den meisten Nebenstraßen über Land bist Du oft ganz alleine unterwegs. Ausnahme wie immer: Die Hauptstadt.
Orientierung
So richtig verfahren kannst Du Dich im Lande eigentlich kaum. Ich persönlich habe immer eine Karte dabei. Ortsnamen und die grobe Richtung wo ich hinwill hab ich immer im Kopf. Seit neuestem nutze ich auch Google Maps auf dem Handy. Da kann ich mir Karten auch lokal speichern und ohne Datenverbindung nutzen. Ideal zur Standortbestimmung. Was Wegweiser oder Hinweisschilder zu Sehenswürdigkeiten betrifft, ja da hapert´s noch ein wenig.
Ortseingangsschilder sind grün mit weißer Schrift, Manche Ortschaften haben auch ein Willkommens-Schild „Bienvenidos en …“ am Ortsrand stehen. Bist Du auf der Interamericana mal zu weit gefahren, kein Problem. Nach einigen hundert Metern oder wenigen Kilometern kommt garantiert eine Wendemöglichkeit – RETORNO heißt die Stelle.
Die Hupe ist das Kommunikationsmittel Numero Uno im Straßenverkehr. Hupen bedeutet „Hallo“, „Achtung!“, „Fahr Du zuerst!“, „Lass mich vor!“ „Beweg Dich!“, „Blödmann paß doch auf!“, bei Eheleuten „Frau, ich bin zurück, mach´s Tor auf!“, bei Bus und Taxi: „Willste mit ?“ und vieles mehr. Je nach Situation die Du dann erkennen musst.
Regeln
Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 100 km/h auf der Interamericana, oder je nach Streckenabschnitt 60 oder 80 entsprechend der Ausschilderung. Allerdings weißt Du nie, wie weit eine Geschwindigkeitsbegrenzung gültig ist, es gibt keine „80-Ende“-Schilder.
Ganz ehrlich, die offiziellen Geschwindigkeits- Regeln kenne ich gar nicht. Ich halte mich meist an die Beschilderung. Wo keine ist, wähle ich meine Geschwindigkeit nach Gefühl und gesundem Menschenverstand und wurde noch nie dafür angehalten.
Rote Ampeln bedeuten auch hier : STOP ! Die meisten halten sich auch dran. Allerdings gibt es in den meisten Städten und Ortschaften kaum Ampeln, in Penonomé gibt es genau EINE, in Aguadulce zwei, in Santiago geschätzt etwa fünf. Null Ampeln gibt es auf der Interamericana. Panama City ist natürlich etwas anderes.
Verkehrskontrollen
Verkehrskontrollen sind in Panama sehr häufig und regelmäßig. Entlang der Interamericana steht in regelmäßigen Abständen immer ein Motorrad-Polizist, der entweder mit der Laserpistole oder seinem Mobiltelefon zugange ist. Auch auf den Landstraßen nördlich und südlich der Inter stehen immer mal Polizisten. Es ist empfehlenswert, dann ein bisschen langsamer zu fahren, auch wenn Du schon korrekt fährst. Das zeigt Respekt und der Beamte hat weniger Grund Dich anzuhalten. Tut er es doch, dann will er erst mal nichts Böses, sondern nur Deine Papiere sehen. Die müssen allerdings in Ordnung sein. Was Du hierzu beachten musst, habe ich HIER einmal für Dich beschrieben.
Tanken
Das Tankstellennetz in Panama hat sich seit meinem ersten Besuch 2012 bis jetzt enorm verdichtet. Entlang der Interamericana gibt es mittlerweile haufenweise Tankstellen, in den größeren Ortschaften entlang der Strecke sogar mehrere. Und – es werden immer mehr. In den Provinzen nördlich und südlich der Inter gibt es dagegen nur sehr wenige Tankstellen. Bei längeren Touren also immer an der Inter volltanken !
Gängige Tankstellen hier sind: Terpel, delta, Puma, sowie einige freie Tankstellen. Zum Tanken fährst Du einfach an die Zapfsäule und wartest auf einen Tankwart, der Dich bedient. Du sagst ihm die gewünschte Kraftstoffart, den Betrag für den Du tanken willst oder einfach „full“ für Volltanken. Aussteigen und die Finger schmutzig machen brauchst Du nicht. Manchmal putzt Dir noch jemand schnell die Scheibe oder prüft auf Wunsch Deinen Reifendruck.
Terpel bietet aber auch Selbstbedienung an. Dazu muss man zuerst an das Kassenhäuschen gehen, die Zapfsäule freischalten lassen und ebenfalls einen Betrag oder „full“ nennen und danach am Kassenhäuschen bezahlen. Dafür ist dann der Sprit ein, zwei Cent billiger.
Die Kraftstoffpreise sind hier nur etwa halb so hoch wie bei uns in Deutschland. Klingt gut, für einen Einheimischen mit einem Lohn, der, wenns hoch kommt, gerade mal ein Viertel unseres Niveaus beträgt, ist es dennoch ziemlich teuer.
Fußgänger, Radfahrer, Tiere
Sie alle leben recht gefährlich in Panama, das kann ich nicht anders sagen. Die vielen Hunde, die ganz oder in Einzelteilen am Straßenrand liegen, mögen dies bestätigen. Viele Ortschaften haben schon das Glück, an eine Asphaltstraße angeschlossen zu sein. Diese ist aber auch gleichzeitig Radweg, Fußweg, Spielplatz, Viehweide und Versammlungsort.
Äußerste Vorsicht ! Die Leute sind hier eher entspannt drauf, also hat auch niemand besondere Eile, Dir und Deinem Auto Platz zu machen. Auch die Hunde sind hier eher locker drauf und liegen gemütlich mitten auf der Fahrbahn. Manche sind schlau und weichen aus, andere musst Du regelrecht weg hupen, die ganz pfiffigen Vierbeiner laufen bellend und springend neben Deinem Auto her, bis sie nicht mehr können. Ab und an läuft Dir auch mal ein Pferd oder eine ganze Viehherde über den Weg. Einzig die vielen Hühner schaffen es immer wieder schnell zu entkommen.
Autowäsche und Reparatur
In Panama werden Autos noch mit der Hand gewaschen. Dazu fahre ich einfach am Straßenrand zu einer „Lava Auto“ oder „Auto Bano“ und lasse mir mein Fahrzeug von meistens zwei Leuten waschen. Mit Wasserschlauch, Schwamm, Lappen und Trockentuch ! Kosten für Außenwäsche: drei Dollar, mit Innenreinigung: fünf Dollar.
Reparaturen und Wartung, ja, das ist in Panama ein ganz besonderes Thema. Erst einmal musst Du echt einen fähigen Mechaniker finden. Das ist nicht einfach ! Es gibt sie, keine Frage, am besten sind Empfehlungen von Freunden, Bekannten und Nachbarn. Irgendjemand kann da aus eigener Erfahrung immer einen Tipp geben. Standard-Sachen wie Ölwechsel, Reifentausch, Bremsen, Auspuff, Batterie und so weiter, das klappt hier ganz ordentlich. Brauchst Du aber Ersatzteile, noch dazu speziell für Dein Fahrzeug, dann kann es eng werden. Ebenso wird es eng, wenn an Deinem Fahrzeug die Elektronik spinnt. Tropisches Klima und empfindliche Technik sind kaum vereinbar. Je gängiger aber ein Fahrzeug und eine Marke in Panama ist, um so einfacher ist auch die Beschaffung von Ersatzteilen. Meistens aus Panama City. Deshalb: Finger weg von Exoten, lieber ein gängiges Modell mit möglichst wenig Elektronik !
Gängige Fahrzeuge in Panama (ohne PKW´s):
Pick Ups:
Toyota Hilux, Nissan Frontier, Nissan Navara, Isuzu D-Max, Mitsubishi L 200, Ford Ranger
SUV´s:
Mitsubishi Montero / Pajero, Mitsubishi Nativa, Nissan X-Trail, Nissan Pathfinder, Toyota Landcruiser, Toyota 4Runner, Hyundai Santa Fe Hyundai Tucson, Hyundai Galloper, Hyundai Terracan, Suzuki Gran Vitara
Kleine kompakte Geländewagen:
Suzuki Jimny, Daihatsu Terios, Toyota Rav4, Toyota Landcruiser (3-türer), Suzuki Vitara.
Wie gesagt, je gängiger ein Fahrzeug bzw. eine Marke, umso leichter haben es Werkstätten bei Reparaturen und Ersatzteilen. Je geländegängiger, umso einfacher die Fortbewegung. Wer unbedingt seine deutsche Automobil-Tradition beibehalten möchte: Ja, hier gibt es auch VW, Audi, BMW, Mercedes und Porsche. Ebenso gibt’s hier Peugeot, Skoda (!), Lada (!!) und natürlich die ganzen US-Marken wie Chevrolet, Dodge, Jeep und Ford. Geschmackssache.
Fazit:
Das Autofahren in Panama ist easy und relaxt, abgesehen von der Hauptstadt. Am Anfang hatte ich auch einige Bedenken, das hat sich aber ganz schnell wieder gelegt. Am besten und sichersten fährt es sich hier mit einem Geländewagen. In Ortschaften ist immer besondere Vorsicht bei Fußgängern, Radfahrern und Tieren geboten. Tanken kann man überall entlang der Interamericana, Spritpreise knapp halb so hoch wie bei uns. Deine Papiere musst Du immer dabei haben: Reisepass, Führerschein, Versicherungspolice. Lebst Du oder bleibst Du länger in Panama, dann musst Du Dir einen panamaischen Führerschein beschaffen.
Wo und wie ich mein Auto gefunden habe, erfährst Du HIER.
sonja
Januar 26, 2017 @ 8:44 am
Hallo,
mein Mann will mit den Kindern an Ostern für 14 Tage nach Panama. Er wird um 16.40 Uhr am Airport Tocumen in PC landen. Dann eben Gepäck holen, den Leihwagen bei Alamo abholen und dann möchte er losfahren, da er am nächsten Tag um 16 Uhr spätestens in Almirante sein muss, um die letzte Fähre um 18 Uhr nach Bocas del Toro zu bekommen.
Nun sind wir nicht sicher, wie weit er an dem Ankunftstag noch fahren kann. Zum einen haben die schon 11 Stunden Flug hinter sich und wie lange die Gepäckausgabe und das Abholen des Leihwagens dauert weiß man ja auch nicht genau. Auch wie der Verkehr ist, die Straßen sollen ja mit Schlaglöchern übersäht sein, sodass man nicht zu schnell fahren kann, all das wissen wir nicht genau. Aber er muss halt am nächsten Tag 16 Uhr in Almirante sein.
Wir haben nun drei mögliche Stationen gewählt und vorsorglich jeweils eine stornierbare Übernachtung gebucht.
Eine in San Carlos (1,5 h Fahrzeit ab PC), eine in Penonome (2 h FahrzeitI und eine in Santiago (3 3/4 Std. Fahrzeit). Was denkt ihr, ist das zu machen? Wir haben mal so kalkuliert, dass er ca um 19/20 Uhr die Autofahrt startet.
Vielen vielen Dank Euch schonmal vorab!
Liebe Grüße
Sonja
Carsten
Januar 26, 2017 @ 11:03 am
Hallo Sonja, freut mich dass Ihr Euch für Panama interessiert ! Ich persönlich verbringe nach Ankunft in Tocumen IMMER eine Nacht in P-City, wenn ich noch weiterreisen möchte. Das mache ich IMMER erst am nächsten Morgen. Nach der langen Anreise werdet Ihr kaputt sein, die Kinder ohnehin, dann auf den Mietwagen warten, den ganzen Weg durch eine fremde Stadt suchen, im Dunklen, mit oder ohne Navi, unter Zeitdruck…das würde ich nicht machen. Sucht euch lieber eine Unterkunft in P-City für den ersten Abend, dann morgens früh los, Zwischenstation machen z.B. in San Carlos oder Santiago, und wenn möglich den Tag darauf bis Almirante fahren. Es ist eine sehr schöne Strecke, die wollt und die könnt Ihr nicht unter Zeitdruck entlang fahren. Bis Bocas ist es doch sehr sehr weit von P-City… Wenns so nicht möglich ist, würde ich an Eurer Stelle wenigstens bis San Carlos fahren, dort die erste Nacht verbringen und dann von dort sehr früh losfahren, spätestes um sieben Uhr.
Hoffe ich konnte Euch ein bisschen weiterhelfen, ich persönlich bin kein Freund von langen Fahrten am Stück, lieber eine Zwischenstation einlegen. Bei Fragen einfach fragen, freu mich ! Viele Grüße – Carsten